Hacker-Angriffe nach Feierabend - Ein unterschätztes Risiko für die deutsche Wirtschaft
Veröffentlicht: 6. Oktober 2024 von René
Cyberkriminelle nutzen gezielt die Schwachstellen von IT-Systemen, die in Zeiten niedriger Personaldichte, insbesondere nach Feierabend, an Feiertagen oder Wochenenden auftreten. Die Geschäftsführung sollte sich dieser Bedrohung bewusst sein und proaktive Maßnahmen ergreifen, um das Risiko zu minimieren.
Darum greifen Hacker nach Feierabend an
Dass beinah die Hälfte der Cyberangriffe außerhalb der regulären Arbeitszeiten stattfinden, insbesondere zwischen 20 Uhr abends und 8 Uhr morgens, ist kein Zufall. Während dieser Zeiten sind IT-Sicherheitsabteilungen oft schwächer besetzt, und automatische Überwachungsmechanismen können nicht immer schnell genug auf ungewöhnliche Aktivitäten reagieren.
Vor allem die finale Ausführung von Ransomware fiel laut des Arctic-Wolf-Security-Operations-Report 2024 in diesen Zeitraum.
Wochenenden und Feiertage sind ebenfalls attraktiv für Cyberkriminelle, da IT-Teams teilweise unter- oder gar nicht besetzt sind, mögliche Kompetenzträger nicht erreichbar und Systeme daher potenziell länger ungeschützt bleiben.
„Follow the money“ - Bankenbranche im Visier
Banken- und Finanzdienstleistungsbranche sind bevorzugte Ziele für Hacker, da der Zugriff auf Finanzdaten und Bankkonten enorme finanzielle Gewinne für Cyberkriminelle verspricht. Als Teil der kritischen Infrastruktur unterliegen diese Unternehmen strengen gesetzlichen Regularien zum Schutz ihrer Systeme, wie beispielsweise der neuen DORA-Verordnung.
Dennoch zeigt unter anderem der Lagebericht des BSI zur IT-Sicherheit in Deutschland 2023, dass Banken nach Feierabend besonders anfällig für Angriffe sind. In vielen Fällen werden dabei sensible Kundendaten oder Finanztransaktionen angegriffen.
Typische Angriffsmethoden nach Feierabend
Um sich gegen zukünftige Bedrohungen zu wappnen, sollten IT-Leiter und CIOs einige entscheidende Maßnahmen ergreifen:
- Ransomware-Angriffe: Hacker verschlüsseln kritische Daten und fordern Lösegeld, meist nachdem Sicherheitslücken während schwach besetzter Zeiten ausgenutzt wurden.
- Phishing-Attacken: Mitarbeiter werden nach Feierabend oder an Wochenenden gezielt angesprochen, wenn die Wahrscheinlichkeit einer vorschnellen Reaktion auf betrügerische E-Mails höher ist.
- DDoS-Angriffe: Diese Angriffe zielen darauf ab, die Infrastruktur zu überlasten, was zu Ausfällen von Online-Diensten führt, insbesondere in Zeiten, in denen weniger IT-Mitarbeiter verfügbar sind.
- Advanced Persistent Threats (APT): Hacker dringen langfristig und unbemerkt in Systeme ein, oft während schwächer besetzter Zeitfenster.
Präventive Maßnahmen gegen Hacker-Angriffe nach Feierabend
Um die Sicherheit in den Abendstunden und am Wochenende zu erhöhen, sollten Unternehmen in der Finanzbranche folgende Maßnahmen ergreifen:
- 24/7-Überwachung: Ein rund um die Uhr aktives Sicherheitsteam oder automatisierte Überwachungs- und Notfallpläne können Angriffe schnell erkennen und abwehren.
- Zero-Trust-Architektur: Ein Ansatz, der jedem Benutzer und Gerät unabhängig vom Standort oder der Tageszeit misstraut und eine fortlaufende Authentifizierung erfordert.
- Notfallpläne und Simulationen: Regelmäßige Tests und Trainings des Personals sowie der Prozesse und Infrastrukturen, um auf Cyberangriffe vorbereitet zu sein, auch wenn sie nach Feierabend auftreten.
- Verschlüsselung von sensiblen Daten: Wenn Hacker doch einmal in das System eindringen sollten, sollten kritische Daten geschützt und verschlüsselt sein, um ihre Nutzbarkeit für Angreifer zu verringern.
Kollaborative Ansätze für die Cyber-Sicherheit
Eine weitere wichtige Maßnahme zur Verbesserung der Sicherheit in den Abendstunden ist die verstärkte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren der Banken- und Finanzbranche, sowie ihren Zulieferern.
Gemeinsame Frühwarnsysteme und der Austausch von Informationen über aktuelle Bedrohungen können die Reaktionszeiten verkürzen und die Effizienz im Umgang mit potenziellen Angriffen erhöhen.
Fazit: Wachsam bleiben – auch nach Feierabend
Hackerangriffe nach Feierabend stellen eine ernsthafte Bedrohung für die deutsche Wirtschaft, insbesondere für Banken- und Finanzdienstleister dar. Um dieser Gefahr zu begegnen, ist es entscheidend, in eine starke organisationsweite Sicherheitsstrategie zu investieren, die 24/7-Schutz bietet und die besonderen Schwachstellen nach Feierabend berücksichtigt.
Die IT spielt bei der Prävention eine wichtige Rolle, kann aber nicht allein verantwortlich sein. Geeignete Prozesse sowie eine Sensibilisierung der gesamten Belegschaft sind ebenso entscheidend, um Angriffe dauerhaft abzuwenden.
Es gilt daher, sowohl personelle als auch technische und physische Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass ein Unternehmen auch in schwächer besetzten Zeiten vor Angriffen geschützt ist